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Tiere erleichtern zwischenmenschliche Kontakte, und sind somit soziale Katalysatoren

 

 

 

Planung

 

Planung

 

Bei der Planung ist es unabdingbar, die Leitung und die Kollegen in den Planungsprozess mit einzubeziehen. Im zweiten Schritt gehört auch der Hygienebeauftragte, der Reinigungsdienst, und die Servicedienste dazu

Auf Ängste der Mitarbeiter ist einzugehen, in manchen Fällen ist auch eine Verhandlung mit demjenigen eine Möglichkeit, das Problem zu lösen. (Du hast mit dem Tier nichts zu Tun…., was können wir machen, um die Situation zu für Dich erträglich zu machen…).

Im Nachhinein haben wir die Erfahrung gemacht, das gerade die Kollegen_innen heute überzeugt von diesem Projekt sind, oder es zumindest akzeptieren können.

MitarbeiterInnen, die regelmäßig rotieren wurden in die Entscheidung nicht mit einbezogen (Assistenzärzte, Psychologen in der Rotation, Schüler, FSJ …)

 

Oft haben Klinikverwaltungen Schwierigkeiten mit der Vorstellung, dass Tiere in ihren Häusern eingesetzt werden. Dies kann manchmal eine Hürde sein. In vielen Fällen resultiert diese Hürde aus Unkenntnis. In manchen Fällen, wurden plötzlich Hausregeln hervorgezaubert, die es nicht wirklich vorher gab, oder es wurden starke Bedenken von anderen Stationen ins Spiel gebracht, die sich dann überwiegend im Gespräch aufgelöst haben.

 

Auch eine Verwaltung muss sich absichern, so haben wir unser Projekt mit der Stadt besprochen, dem Veterinäramt, und der Versicherung des Hauses. Wir versuchten im Gespräch viele Hemmschwellen zu klären, und wir haben die Erfahrung zumindest in unserem Haus gemacht, dass sich hier sehr viel geregelt hat, und das Projekt Unterstützung fand.

 

Von Anfang an hatten wir ein sehr kollegiales Verhalten gegenüber den vorgesetzten Stellen - so waren der Pflegedirektor und der damalige Chefarzt sofort in das Projekt involviert. Dies ging so weit, das der Chefarzt seinen eigenen Hund in der Start- und Konzeptionsphase zur Verfügung stellte um zu testen, ob die Idee ein gangbarer Weg wäre.

 

Informationen über unsere Arbeit hat uns von Anfang an sehr geholfen, Hausinformationen, Berichte, Homepage sind eine der Quellen, die unser Projekt unterstützten. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt, zur positiven Bewertung solcher Ideen.

 

Was soll es für ein Tier sein?

 

-         Vögel, Katzen, Nagetiere und der Kot von Fischen können Überträger der Toxoplasmose sein

-         Nagetiere können durch anknabbern z.B. von PC-Leitungen nicht immer Freude bereiten, wenn sie auch einmal frei im Raum sind

-         Hunde können Überträger von Parasiten sein

 

 

Überlegungen

 

Die Grundüberlegung von uns war, einen Hund auf Station zu führen, der mit dem Halter die Dienstzeit auf Station verbringt.

Wir haben verschiedene Kriterien aufgestellt w.z.B.

 

-         Streicheln gegen die Fellrichtung

-         Muss sich an den Ohren und am Schwanz berühren lassen

-         Neugierig sein

-         Verschmust sein

-         Sich gerne bewegen

-         Gerne Auto fahren

-         Keine Angst vor Kindern haben

-         Nicht Kläffen

 

Im vorher muss geklärt werden, wer der künftige Halter des Tieres ist, wer dieses (Urlaub, Krankheit etc.) versorgt, wer für anfallende Kosten aufkommt, und wer eine schlüssige Konzeption erstellt

 

Des weiteren muss im Vorfeld geklärt werden, wie das Procedere verläuft, wenn ein Patient eine Hundehaarallergie hat, oder unüberwindliche Angst (meist nicht nur vor Hunden) hat.

 

Im Zeitraum ab Projektbeginn 2002 mussten wir drei Patienten verlegen, durch unüberwindliche Angstzustäne und die Nichtbereitsschaft sich helfen zu lassen. Zwei Patienten gingen in Konkurenz zum Hund, und 118 Patienten_innen stellten sich der Antst, und konnten die Anwesenheit nach einiger Zeit respektieren.

 

Versicherung und Vertrag

In der Regel sind Institutionen bereits mit einem ausreichenden Hatpflichtversicherungsschutz versehen, die Hunde und Katzen miteinschließt.

Vor Beginn sollte ein Vertrag mit den Träger aufgesetzt werden, in denen „Eventualitäten“ benannt sind. Im Fall von uns sind dies sämtliche Kosten und Versicherungen, die Bonzo/jetzt Suse verursacht. Nach unserer  bisherigen Rechnung kostet ein Hund im Krankenhaus pro Jahr zwischen 1000 und 1500,--€ im Jahr, auch durch regelm. Tierarztkontrollen, die bei einem normalen Haustier nicht anfallen.

Wie weiter oben schon erwähnt, haben wir mit dem zuständigen Veterinärsamt in Ravensburg Kontakt aufgenommen. Das Veterinärsamt machte uns daraufhin Vorgaben, wie oft und mit welcher zusätzlichen Behandlung die Tiere zu versorgen sind.

 

Hier die Auflistung

 

- Alle drei Monate Entwurmung

- ausreichende Zeckenprophilaxe in den Monaten mit über 8 Grad

  Temperatur

- mindestens einmal im Jahr eine Generaluntersuchung beim Tierarzt  

  (einschließlich großes Blutbild)

- ausgewogene und Artgerechte Ernährung

- ausgewogene und Artgerechte Haltung

- nach spätestens sechs Arbeitstagen mindestens ein Tag frei

 

Hygiene

Veterinärsamt:

-         wenig bis kein Aufenthalt im Behandlungszimmer(n)

-         kein Aufenthalt in der Großküche

-         kein Aufenthalt

Von Anfang an haben wir in die Entscheidung einen Tierarzt integriert, der uns neben sämtlichen anfallenden Behandlungen auch beratend zur Seite stand.

Reinigungsdienst

-         mit der Leitung des Reinigungsdienstes (so diese Mitarbeiter des Hauses sind) Kontakt aufnehmen und über das Projekt informieren

-         externe Reinigungsdienste darauf  hinweisen

 

Hygienefachkraft des Krankenhauses

Sinnvoll kann es sein, wenn kein Hygieneplan für Tiere im Krankenhaus besteht, einen solchen mit Hilfe des Veterinäramtes und ihren eigenen Bedingungen zu erstellen. Die Hygienefachkraft muss ihr Einverständnis dann schriftlich mitteilen.

 

Bei der Planung des Projekts war das Thema "Hygiene" eine fast unüberwindliche Hürde - dabei stellte sich heraus, dass diese Hemmschwelle nicht wirklich vorhanden ist. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass ein Hund nicht mehr Verunreinigungen  in den Wohnraum (Station)  bringt, als jeder andere menschliche Besucher. 

So gibt es beispielweise auf einer Intensivstation in den USA an die 20 Hunde, die in regelmäßigen Abständen bei komatösen Patienten eingesetzt werden (auf Station und im Bett).

Ausgehend von der Erkenntnis, dass in den USA die hygienischen Voraussetzungen weit extremer als in der EU gehandhabt werden, reifte bei uns der Entschluss  das Genehmigungsverfahren für einen Stationshund zumindest zu versuchen.

Internetadressen zur Recherche gibt es in Hülle und Fülle, es sind so viele, dass ich sie nicht aufzählen kann. Ich würde empfehlen, dass Sie unter Abacho oder Google oder . . .  gehen und die Stichwörter: "Therapiehund" "Therapiehund in der Psychiatrie" usw. eingeben - Sie werden sehen wie umfangreich das Feld inzwischen geworden ist.

 

 

 

Start des Projektes

 

  • Als sinnvoll hat sich erwiesen, in den ersten zwei bis drei Jahren eine Tagebuchdokumentation zu führen
  • Informieren Sie die Kollegen des Fahrdienstes, der Post- und der Recyclingmitarbeiter. Verhaltensmaßregeln und „Bestechungsläckerlis“  nicht vergessen
  • Informieren Sie die Kollegen der Polizei, Amtsgerichte,  Notariate, Betreuer, DRK’s  und anderer regelmäßig auftauchender Dienste
  • Erstellen Sie regelmäßige Berichte (interne Homepage, wenn möglich Presse…) um über das Projekt zu informieren
  • Als wirklich wertvoll hat sich erwiesen, immer wieder in Teambesprechungen für 16 Monate zu befragen.Themen sind auftauchende Unsicherheiten, Fragen, Schwierigkeiten und wie diese behoben werden können. In der Anfangszeit haben wir dies nicht gemacht, es stauten sich die Fragen…..
  • Arbeiten Sie so gut wie möglich vor – denn wenn es einmal läuft, haben Sie nur noch wenig Zeit nachzuarbeiten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Entscheidungsvielfalt zu Beginn zögerlich war und es dann praktisch nur mit hartnäckigen Nachfragen und nicht locker lassen doch möglich war.
  • Lassen Sie sich auf die Möglichkeit eines Modell- / Projektversuches ein – bei einer Überschaubaren Zeit, können sich viele dies dann vielleicht doch eher vorstellen. Hier  müssen Sie jedoch beachten, dass der Vertrag – den Sie mit der Klinikleitung schließen auch die Eventualitäten einschließt, wenn der Modellversuch misslingt.

 

Voraussetzungen

  • Der Hund muss einen Wesenstest bestehen oder nach zwei bis drei Jahren einen Hundeführerschein absolvieren
  • Bei Bedarf die Berechtigung als Besuchshund erhalten
  • Regelmäßig in die Hundeschule gehen, und / oder
  • Eine regelmäßig stattfindende Hundegruppe
  • Ggf. Einzelstunden
  • Alles wird von dem Träger der Einrichtung finanziert (rechtliche Absicherung/Wertschätzung) w.z.B. Futter, Tierarztbesuch etc.
  • Tierarztbesuche, Hundeschule etc. ist  Dienstzeit
  • Spaziergänge während der Dienstzeit sollten möglich sein - jedoch (wenn Sie Ihre Gruppe/Station verlassen weil Sie frei haben, sind Spaziergänge keine Dienstzeit mehr)
  • In den Flyern und Broschüren  der Station muss darauf hingewiesen werden
  • Patienten und Angehörigen werden bei Aufnahme darauf hingewiesen werden (auch um etwaige Ängste besser bearbeiten zu können) – Es hat sich nach einer Befragung gezeigt, dass Patienten nach 10-14 Tagen nochmals befragt werden sollten, ob noch alles OK ist
  • In den Begrüßungsmappen für neue Mitarbeiter und auch Schüler, Praktikanten etc. muss ein Vermerk (möglichst mit Bild) eingebaut werden
  • In den Pressemappen des Hauses sollte darauf hingewiesen werden und natürlich auf der Homepage (mit Ansprechpartner)
  • Als gute Außendarstellung haben sich Postkarten erwiesen, die relativ billig zum Anfertigen waren (100 Stück ca. 20.—Euro z.B. bei Vistaprint.de oder ähnlichen).

 

Wie bereits erwähnt ist unser Stationshund auch von konzeptionellen Rahmen mit einem Familienhund zu vergleichen. Seine Familie ist allerdings sehr groß, es kommt viel Besuch und das „Familienleben“ macht zur Zeit „Ihr“ ziemlich Spaß.

Auf eine geziehlte Therapiehundeausbildung haben wir ganz bewußt verzichtet, da die Aufgaben von Suse (vorher Bonzo) primär nicht in der Einzeltherapie zu suchen ist. Beide haben eine ganz normale Hundeschule besucht.. Bonzo wurde (da schon 1,5 Jahre) einem Wesenstest unterzogen, und Suse kam mit einem halben Jahr in die Hundeschule und absolvierte 2017 ihren Hundeführerschein.

Zutrittsbeschränkung

Bonzo vers. Suese haben wenig Zutrittsbeschränkungen, wir haben jedoch von Anfang an respektiert, wenn andere Stationen (Neurologie als Beispiel), und Bereiche mit Tieren in ihrem Territorium Schwierigkeiten sahen.

Zunehmend werden auch in somatischen Krankenhäusern Besuchshunde tolleriert, einige Kliniken haben feststationierte Stationshunde, auch im neutologischen Bereich. Es tut sich also was.

 

Auf Station

Jeder Stationshund sollte seinen eigenen Bereich haben!

Selbstverständlich gehört nicht nur Zuhause ein „eigener Bereich“ zu einem unverzichtbaren Punkt im Leben eines Hundes.  Er entscheidet sich sehr individuell ob er sich zurückziehen möchte und wohin er dazu dann geht. So stellten wir fest, dass sich manchmal die Räume ändern – momentan ist ein Lieblingsplatz das Büro der Stationsleitung, oder der Balkon. Zurückziehen kann sie  sich jederzeit!

Was noch zu sagen ist….  

Unser Stationshund hat den Rang eines  „Diensthund“, und hat auch eine betreffende Bestätigung im Hundeausweis. Dies hat sich als sinnvolle Ergänzung erwiesen, da bestimmte Sperren des Zugangs hier wegfallen (Schulen etc.), und im öffentlichen Nahverkehr bedeutend weniger Probleme auftauchen.

Suse wurde ausnahmsweise von der Stadt Ravensburg,Hundesteuer befreit, „privat lebt sie in Ravensburg.

Der Stationshund lebt beim Hundeführer

 

Der Arbeitsplatz:

  • klare Regeln aufgestellt und kommuniziert werden - ggf. auch in mehreren Sprachen.
  • Ansprechpartner muss klar sein
  • Fütterungsregeln
  • Regelung für Spaziergänge u.ä      z. B. Bei uns muss der Patient erst einmal mit Mitarbeiter und Hund hinaus, dann Mitarbeiter und der Patient führt den Hund - und erst dann, wenn sich der Mitarbeiter überzeugt hat, das Patient und Hund zu recht kommen, kann der Patient alleine hinaus.